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NFL Power Ranking nach Draft und Free Agency

Four Downs: Die NFL Kolumne von Adrian Franke

Power Ranking nach Draft und Free Agency: Ein neues Schlusslicht - Texans auf dem Weg zum Titelkandidaten

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NFL Power Ranking nach Draft und Free Agency

32. Denver Broncos

Was ist der Plan für dieses Broncos-Team? Denn es ist kein wirklicher Rebuild, aber in Teilen wirkt es wie einer. Und in diese Situation ein solides, aber ganz klar limitiertes Quarterback-Prospect wie Bo Nix rein zu packen, scheint komplett an der vermeintlichen Timeline für diesen Kader vorbei gedacht.

Vielleicht ist es so einfach, dass Sean Payton schlicht in keinem Szenario mit Zach Wilson und Jarrett Stidham in die Saison gehen wollte - was wiederum kein gutes Zeichen dafür wäre, dass Denver hier wirklich etwas aufbaut, das Hand und Fuß hat. Für den Moment sieht es so aus: Die Offense hat ihren Starting Center verloren und ihren langjährigen Nummer-2-Receiver, Jerry Jeudy, weg getradet. Das Russell-Wilson-Experiment wurde beendet, trotz eines horrenden Dead-Cap-Hits, aber ob man Stand heute auf Quarterback besser dasteht als vor vier Monaten, ist fraglich.

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#92: Diese Teams haben den NFL-Draft gerockt!
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In der Defense haben sich die Broncos mit Justin Simmons von einem ihrer absoluten Leader getrennt, und dass Denver auf dieser Seite des Balls irgendwo besser wurde, sehe ich aktuell zumindest nicht. Sean Payton wird tief in die Trickkiste greifen müssen, um mit seiner Offense trotzdem konkurrenzfähig zu sein.

31. New England Patriots

Ich würde den Patriots in dieser Offseason einen klaren Schritt in die richtige Richtung attestieren. Drake Maye könnte ihr nächster Franchise-Quarterback werden, Ja’Lynn Polk und Javon Baker sind gute Outside-Receiver, und in der Hinsicht ein klares Upgrade zu letztem Jahr, und Spieler wie Mike Onwenu und Kyle Dugger zu halten waren gute Moves.

NFL Draft 2024

Meine Frage bei den Patriots allerdings ist, inwieweit das Team konkret für 2024 besser wurde. Spielt Maye überhaupt? Und wenn er spielt, wie schnell bekommt er seine Accuracy-Probleme in den Griff? Ist zumindest einer der beiden Rookie-Receiver ein sofortiges Upgrade? Und in der Offensive Line klafft auf Left Tackle weiterhin ein großes Loch, sofern Drittrunden-Rookie Caedan Wallace nicht direkt diesen Posten übernehmen kann.

Viele Fragezeichen für ein Team, das letztes Jahr eine desolate Offense hatte. Diese Fragezeichen betreffen auch Offensive Coordinator Alex Van Pelt, der zwar seit fast 20 Jahren in der NFL coacht, in der Regel aber als Position Coach unterwegs war, und nicht als Play-Caller. Die Defense war letztes Jahr das Prunkstück und ist immer noch gut besetzt, auch durch die Rückkehr der verletzten Judon und Gonzalez. Aber insbesondere hier müssen wir abwarten, wie schwer der Verlust von Bill Belichick ins Gewicht fällt.

Jayden Daniels beim Draft

Jayden Daniels soll der neue Franchise-Quarterback der Commanders werden. University Images via Getty Images

30. Washington Commanders

Ich verstehe jeden Commanders-Fan, der mit viel Optimismus in den Sommer geht. Neue Teambesitzer, ein neuer Trainerstab, ein neuer Quarterback - das gibt Hoffnung.

Ich habe trotzdem einige Zweifel dahingehend, dass diese Offseason so lief, wie man es sich in Washington Anfang Januar ausgemalt hatte.

Wir wissen, dass Dan Quinn nicht die erste, vielleicht auch nicht die zweite Wahl war: Ben Johnson und Mike Macdonald sollen hier die bevorzugten Kandidaten gewesen sein. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Commanders diese Starting-O-Line im Sinn hatten.

Beide Tackle-Spots bringen Fragezeichen mit, genau wie Nick Allegretti auf Left Guard. Eine umso gefährlichere Mischung, weil Rookie-Quarterback Jayden Daniels nicht gut im Umgang mit Pressure ist, und Offensive Coordinator Kliff Kingsbury bisher zumindest nicht dafür bekannt ist, seinem Quarterback hier viele Auswege zu bereiten.

Die Commanders haben einige gute offensive Waffen, genau wie sie einige Playmaker in der Defense haben - allen voran Da’Ron Payne, Jonathan Allen und Rookie Jer’Zhan Newton in der Defensive Line. Aber auch hier hat man sich für viele mittelmäßige (Armstrong, Ferrell, Davis) oder alte (Wagner) Lösungen entschieden - genau wie in der Offense. Ist das der Trainerstab, um aus einer solchen Gruppe das Maximum herauszuholen?

29. Carolina Panthers

Ich mag die grundsätzliche Strategie der Panthers in dieser Offseason, auch wenn ich definitiv nicht immer mit dem Preis oder der Priorisierung einzelner Positionen mitgehe. Aber die Idee, alle Ressourcen zu mobilisieren, um Bryce Young in seinem zweiten Jahr zumindest eine Chance zu geben, ist der einzig sinnvolle Weg, und hier haben die Panthers definitiv angesetzt.

Eure Meinung zum Ranking?

Nach dem massiven Investment in die Guards Robert Hunt und Damien Lewis sollte die Interior Offensive Line deutlich stabiler daherkommen. Gerade für einen schmalen Quarterback wie Young umso wichtiger. Diontae Johnson ist sofort der beste Route-Runner im Team und sollte ein Target-Magnet sein und ich bin gespannt, was die Coaches mit Xavier Legette in seinem ersten Jahr planen.

In der Defense versuchen die Panthers, den Verlust von Brian Burns auf mehrere Schultern zu verteilen. Jadeveon Clowney, A’Shawn Robinson, D.J. Wonnum, K’Lavon Chaisson: Es sind keine Hochkaräter, auch wenn Clowney letztes Jahr in Baltimore eine Pass-Rush-Renaissance erlebt hat. Aber sie sollten dabei helfen, Carolina einen halbwegs stabilen Floor in der Defense zu geben. Dass Defensive Coordinator Ejiro Evero trotz des Head-Coach-Wechsels gehalten wurde, gibt hier einen zusätzlichen Boost.

28. New York Giants

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Giants bemüht waren, Daniel Jones im diesjährigen Draft zu ersetzen - vorzugsweise durch Drake Maye. Und selbst nachdem das nicht geklappt hat, halten sich Berichte, wonach der als Free Agent verpflichtete Drew Lock eine Chance hat, den Startplatz zu übernehmen. Kurzum: Das Vertrauen in Jones hält sich, ein Jahr nachdem man ihm einen neuen Vertrag gegeben hat, in Grenzen.

Das ist nachvollziehbar, gleichzeitig muss man anerkennen, dass Rookie-Receiver Malik Nabers die mit Abstand beste Waffe ist, die Jones in seiner Zeit als Giants-Quarterback bis dato hatte - genau wie es außer Frage steht, dass die Offensive Line letztes Jahr ein riesiges Problem war. Hier sollen Veterans wie Jermaine Eluemunor und Jon Runyan für mehr Stabilität sorgen, was kurzfristig nicht der schlechteste Weg ist.

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Die Defense indes hat zwar jede Menge Fragezeichen in der Secondary - die Front sollte aber richtig gut sein. Zum besten Nose Tackle der NFL in Dexter Lawrence kommt jetzt mit Brian Burns ein Low-End-Nummer-1-Edge, was auch Kayvon Thibodeaux deutlich unterstützen sollte. Unter dem neuen Defensive Coordinator Shane Bowen wird der 4-Man-Rush wieder mehr im Fokus stehen, und die Giants haben die Mittel dafür.

27. Las Vegas Raiders

Wenn ich die Offseason der Raiders unter einem Begriff zusammenfassen würde, würde ich diesen wählen: naiv. Ich halte es für naiv, dieses Team gemessen daran, wo es in seiner Gesamtentwicklung steht, mit Christian Wilkins als dickem Free-Agency-Fisch zu verstärken. Ich halte es für naiv, mit Gardner Minshew und Aidan O’Connell in die Saison zu gehen, wenn ein Trade nach oben um zwei Spots im Draft schon mehrere Quarterback-Optionen ermöglicht hätte - oder zumindest Spencer Rattler an Tag 3 da gewesen wäre.

Ich halte es für naiv, GM Tom Telesco direkt wieder zu verpflichten, nachdem er bei den Chargers entlassen worden war. Und "naiv" ist hier vielleicht das falsche Wort, aber es ist zumindest mutig, darauf zu setzen, dass Antonio Pierce direkt auch als "echter" Head Coach funktioniert. Dass ein Interimscoach dann auch als fester Head Coach funktioniert, ist kein sehr wahrscheinliches Szenario.

All das heißt nicht, dass die Raider schlecht sein werden. Ich kann mir vorstellen, dass Las Vegas ein unangenehmes Team ist, mit dieser Defensive Line und mit Davante Adams, Jakobi Meyers und Brock Bowers in der Offense. Das ist das prototypische "Stolperstein"-Team, das anderen Teams in die Suppe spucken kann - selbst aber keine nennenswerten Fortschritte machen und sich irgendwo im unteren Mittelfeld einfinden wird.

26. New Orleans Saints

Derek Carr war bereits letztes Jahr einer der ineffizienteren Quarterbacks unter Druck und es ist nicht auszuschließen, dass die Offensive Line der Saints in der kommenden Saison noch schlechter sein wird. Erstrunden-Pick Taliese Fuaga wird direkt spielen müssen, idealerweise auf Left Tackle - das würde nämlich bedeuten, dass Right Tackel Ryan Ramczyk mit auf dem Platz steht. Einplanen würde ich das noch nicht, angesichts der letzten Updates hinsichtlich seiner Knie-OP.

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Es könnte also eine Situation sein, in der Fuaga rechts spielt und Left Tackle komplett offen ist. Innen soll Oli Udoh Andrus Peat ersetzen, während im Receiving Corps Michael Thomas nicht mehr mit an Bord ist. Das Waffenarsenal ist trotz Chris Olave und Alvin Kamara bestenfalls Durchschnitt, die Line vermutlich schlechter als das.

Die Defense wird New Orleans in einigen Spielen halten können, nachdem abermals einiges in die Defensive Line investiert wurde, Rookie-Corner Kool-Aid McKinstry den Saints einen weiteren legitimen Starter für die Secondary beschert und Willie Gay mit seiner Coverage-Reichweite Demario Davis ergänzt. Aber die Entwicklung in der Offense ist keine Formel, um mit Derek Carr erfolgreich zu sein.

25. Arizona Cardinals

Man kann den Cardinals zumindest nicht vorwerfen, dass sie den Rebuild nicht auf eine nachvollziehbare Art und Weise angehen würden. Nachdem in der vergangenen Offseason der Kader aufgeräumt und Draft-Kapital angehäuft wurde, wurde in diesem Draft die nächste Stufe des Neustarts eingeleitet. Allen voran Marvin Harrison ist ein Spieler, der eine Offense signifikant verändern kann.

Arizonas Offense war bereits letztes Jahr spät in der Saison, als Kyler Murray wieder fit war, auf einem guten Weg; insbesondere das Run Game funktionierte, und hier wurde weiter in die Line, das Backfield und einen Blocking-Tight-End investiert. Das Passspiel war sehr von Trey McBride abhängig - jetzt muss er nur noch die Nummer 2 sein, mit Harrison als X-Receiver, Greg Dortch im Slot und Michael Wilson als zweiter Outside-Option.

Das sollte eine produktive Offense sein, die klare Fortschritte erkennen lässt. Ob das auch für die Defense gilt, bleibt abzuwarten. Hier ruht viel Hoffnung darauf, dass Erstrunden-Pick Darius Robinson und Vorjahres-Zweitrunden-Pick BJ Ojulari der Front mehr Pass-Rush geben können, dass die in der Free Agency komplett neu aufgebaute Defensive Line der Defense mehr Stabilität verleiht, und dass junge Spieler wie Max Melton und Garrett Williams sich in der Secondary als Starter etablieren. Es ist bis dato ein gut durchdachter Rebuild - aber eben immer noch ein Rebuild.

24. Seattle Seahawks

Ich bin schon sehr gespannt darauf, die Offense von Ryan Grubb in der NFL zu sehen. Diese vertikale, aggressive Offense, die er mit Michael Penix, Rome Odunze und Co. im College bei Washington spielen ließ, wird sich nicht eins zu eins auf die NFL übertragen lassen. Aber mit Geno Smith hat er den richtigen Quarterback für eine Big-Play-Offense, und mit Metcalf und Lockett auch die Receiver dafür.

Die Offensive Line könnte dem eher schon im Weg stehen. Die gesamte Interior Line ist letztlich ein großes Fragezeichen, und auf Right Tackle hatte Abraham Lucas eine von Verletzungen geprägte zweite Saison - kommt er wieder stärker zurück?

Auch die Defense unter dem neuen Head Coach Mike Macdonald wird spannend. Macdonald war der Architekt der spektakulären Ravens-Defense, hatte dort aber deutlich bessere personelle Möglichkeiten, insbesondere auf Linebacker und Safety. In der Front könnte Erstrunden-Rookie Byron Murphy direkt ein Dreh- und Angelpunkt werden, aber das ist insbesondere auf der defensiven Seite des Balls ein Rebuild und hier wird im ersten Jahr noch nicht alles ineinander greifen.

23. Tennessee Titans

Mit die merkwürdigste Offseason in der NFL. Sehen sich die Titans am Start eines All-In-Fensters? Wollen sie bestmögliche Umstände für Will Levis kreieren, und haben es dabei ein wenig übertrieben? Und selbst der neue Head Coach Brian Callahan ist dahingehend eine Wundertüte, dass er auch der Play-Caller sein wird - etwas, das er bei den Cincinnati Bengals in seiner Funktion als Offensive Coordinator nicht gemacht hat.

Auf dem Papier haben die Titans in jedem Fall kräftig umgebaut. Mit Calvin Ridley wurde eine neue Nummer 2 gegenüber von DeAndre Hopkins verpflichtet, Erstrunden-Pick JC Latham soll die Großbaustelle Left Tackle schließen, Lloyd Cushenberry übernimmt als neuer Center und mit L’Jarius Sneed kam der neue Nummer-1-Corner via Trade aus Kansas City. Dafür ist Derrick Henry, das langjährige Gesicht dieser Offense, weg, genau wie die Cornerbacks Sean Murphy-Bunting, Kristian Fulton, Linebacker Azeez Al-Shaair und Defensive Lineman Denico Autry.

Die Umstände für Levis sollten deutlich verbessert sein, und ich bin gespannt, was Callahan aus Hopkins, Ridley und Treylon Burks herausholen kann. Auf dem Papier sollte das besser als "nur" die Nummer 23 sein - Levis selbst, der letztes Jahr einige Highlights hatte, aber dessen Bewertung noch komplett offen ist, ist dafür allerdings eine zu große Wildcard.

J.J. McCarthy beim NFL Draft

Übernimmt J.J. McCarthy in Minnesota direkt den Starting-Job? Icon Sportswire via Getty Images

22. Minnesota Vikings

Ich bleibe dabei, dass Minnesota der beste Spot für einen Rookie-Quarterback in diesem Draft war. Die Interior Offensive Line ist noch ein Thema, aber mit Justin Jefferson, Jordan Addison, den beiden Tackles, Aaron Jones und, wenn er wieder fit ist, T.J. Hockenson gibt es hier wenige Ausreden. All das noch kombiniert mit Kevin O'Connell, der die offensiven Fäden in der Hand hält, sollte es J.J. McCarthy ermöglichen, schnell den Übergang in die NFL zu schaffen.

Natürlich schwingt ein gewisses Maß an Ungewissheit immer mit, wenn ein Rookie-Quarterback - oder Sam Darnold - an den Start geht. Mich würde es trotzdem wundern, wenn die Offense nicht wenigstens wieder im Mittelmaß zu finden wäre.

Ich habe größere Fragezeichen, was die Defense angeht. Letztes Jahr holte Brian Flores das absolute Maximum aus einer Gruppe heraus, die deutlich über ihrem Talent-Level spielte und es ist selten, dass sich das auf ein zweites Jahr übertragen lässt. Ich bin auf Dallas Turner in dieser Defense gespannt, aber die Interior Defensive Line könnte immer noch ein massives Problem sein und den Outside Cornerbacks vertraue ich ebenfalls noch nicht. Es gibt ein Szenario, in dem die Vikings sehr schnell sehr gut werden. Aber dafür müssten sowohl defensiv, als auch in puncto Quarterback-Entwicklung viele Dinge ideal verlaufen.

21. Tampa Bay Buccaneers

Die Definition eines "soliden" Teams für mich. Die Bucs haben ein gutes Waffenarsenal, auch wenn es so langsam in die Jahre kommt. Drittrunden-Pick Jalen McMillan könnte hier durchaus relevante Snaps bekommen. Die Interior Offensive Line ist weiter wacklig, selbst wenn Rookie-Center Graham Barton schnell funktioniert.

Die Defensive Front ist gut, auch wenn sie nicht mehr den Punch vergangener Jahre hat. Und in der Seconary ist die Corner-Qualität ohne Carlton Davis eher unter dem Vorjahres-Level, dafür hat man den vielleicht besten Safety der Liga in Antoine Winfield.

Keine Positionsgruppe der Bucs würde ich in einer ligaweiten Top 5 einsortieren, aber auch keine im unteren Liga-Viertel. Ob Tampa Bay wieder positiv überraschen kann, hängt maßgeblich davon ab, ob Baker Mayfield auch mit neuem Offensive Coordinator an seine gute Vorsaison anknüpfen kann.

20. Los Angeles Chargers

Die Chargers sind immer noch in einem mehr oder weniger soften Rebuild, aber nach dem Draft schaue ich ein gutes Stück weit optimistischer auf die Timeline in Los Angeles. Joe Alt und Rashawn Slater könnten schnell eines der besten Tackle-Duos in der NFL bilden, Ladd McConkey ist der ideale Rookie-Receiver für die Keenan-Allen-Rolle. Outside Receiver ist weiter eine Baustelle, aber hier sichern sich die Chargers zumindest viele Lotterielose: Brenden Rice, D.J. Chark, Cornelius Johnson - wenn nur einer dieser Gruppe halbwegs funktioniert, könnte die Chargers-Offense deutlich schneller als gedacht in die Spur finden.

Quarterback Justin Herbert ist hier ohnehin ein gewaltiges Pfund, wenngleich ich erst sehen will, was genau Greg Roman sich schematisch überlegt. Zumindest aber die Vision ist deutlich klarer geworden.

Defensiv dagegen ist der Rebuild noch weiter weg. Die Front ist voller Übergangslösungen und kurzfristiger Veteran-Verpflichtungen, insbesondere, falls Joey Bosa nicht wieder auf sein altes Level kommt. Dahinter muss man aus Chargers-Sicht hoffen, dass Rookie-Linebacker Junior Colson schnell eine tragende Rolle einnehmen kann und dass Safety Derwin James wieder zu alter Stärke findet.

Jim Harbaugh bei seiner Vorstellung in L.A.

Jim Harbaugh soll die Chargers in eine neue Ära führen. Getty Images

19. Indianapolis Colts

Die Offseason der Colts war einmal mehr ein wenig ernüchternd - zumindest, wenn man auf einen Splash-Move gehofft hatte, um das Fenster mit Anthony Richardson aggressiv zu attackieren. Genau zwei externe Free Agents verpflichtete Indianapolis im März: Joe Flacco, der als Backup-Quarterback Gardner Minshew ersetzt, und Raekwon Davis für die Defensive-Line-Rotation.

Im Gegenzug aber könnten die Colts mit ihren ersten beiden Picks im Draft zwei künftige Stars gefunden haben: Laiatu Latu galt für viele als der beste Pass-Rusher im Draft, und auch wenn ich ihn ein wenig niedriger habe, ist er fraglos der beste Techniker der Klasse und ein Day-1-Starter in einer jetzt zunehmend kompletten Colts-Defensive-Line.

In der Offense erwarte ich einiges von Receiver Adonai Mitchell. Nicht nur weil ich sein Tape sehr mochte, sondern auch, weil er das Waffenarsenal in Indianapolis sehr gut ergänzt. Er gibt den Colts mehr Outside-Speed und mehr Playmaker-Qualitäten Downfield; etwas, das mit Richardson sehr gut funktionieren sollte. Und Richardson selbst ist natürlich ein Schlüsselspieler. Wenn er fit bleibt, könnte er eine spektakuläre zweite Saison hinlegen.

18. Chicago Bears

Das stärkste Argument dafür, dass Head Coach Matt Eberflus weitermachen darf, ist die Entwicklung der Bears-Defense im Laufe der Saison. In der zweiten Saisonhälfte hatte Chicago nach Expected Points Added pro Play die drittbeste Defense in der NFL, getragen durch die zweitbeste Pass-Defense ligaweit. Der Trade für Montez Sweat und die Entwicklung der jungen Secondary sind hier die zentralen Punkte, auf denen man weiter aufbauen kann.

Defensiv geht es für Chicago insbesondere darum, gegen den Run mehr Stabilität rein zu bekommen. Junge Spieler wie Gervon Dexter und Zacch Pickens müssen dafür den nächsten Schritt machen, dann könnte Chicago eine Top-5-Defense stellen.

Gelingt das, sind die Bears ein Team, das um die Playoffs mitspielen kann. Kein anderes Team hat seine Receiver-Gruppe so verbessert wie die Bears, die plötzlich mit D.J. Moore, Keenan Allen und Rome Odunze eines der besten Receiver-Trios der Liga haben könnten. Shane Waldron sollte zusätzlich ein Coordinator-Upgrade darstellen. Wenn Caleb Williams schnell in der NFL ankommt und sein Talent auf den Platz bringt, kann diese Offense bereits in der kommenden Saison spektakulär werden.

17. Pittsburgh Steelers

Ich kann mich nicht erinnern, wann ein Team zuletzt mit so wenig Aufwand seinen Quarterback-Room so signifikant verbessert hat, wie die Steelers dieses Jahr. Für Kenny Pickett via Trade noch von Pick Nummer 120 auf 98 im Draft zu klettern, während man gleichzeitig Russell Wilson für das Minimum verpflichten und Justin Fields für einen Sechstrunden-Pick via Trade holen konnte? Das hätte nicht viel besser laufen können.

Dennoch muss man sich die ehrliche Frage stellen, wie viel besser Pittsburgh hier wirklich geworden ist. Kenny Pickett war einer der schlechtesten Starting-Quarterbacks in der NFL letztes Jahr - doch Wilson war nur bedingt besser. Aus Steelers-Sicht würde ich hoffen, dass Fields eher früher als später spielt. Denn während auch er als Passer kein Top-15-Quarterback ist, so wäre er doch wenigstens ein spannender Fit für Arthur Smiths Offense, der zumindest mit dem Run Game einiges machen können sollte.

Smith für sich betrachtet, sehe ich als klareres Upgrade als das, was auf der Quarterback-Position passiert ist. Dass die Steelers passend dazu die Offensive Line überdeutlich adressiert haben, sollte seiner Offense sehr entgegenkommen. Und die Defense wird einmal mehr auch mit Big Plays den Spielen ihren Stempel aufdrücken.

16. Jacksonville Jaguars

Trevor Lawrence geht in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrags, und man muss attestieren, dass Jacksonville dieses Fenster verzockt hat. Die unrühmliche Urban-Meyer-Ära war ein Teil davon, aber die Fehler in der Kaderplanung gehen weit darüber hinaus. Von Travon Walker, über die Linebacker-Investitionen, bis hin zu der Art und Weise, wie die Calvin-Ridley-Situation vermasselt wurde, gab es für die Jags zuletzt einige größere Fehltritte.

In der Folge fühlt sich diese Version der Jaguars auch wie eine Art Übergangsteam an. Mitch Morse sollte dringend benötigte Stabilität auf der Center-Position rein bringen. Aber was hat er noch im Tank? Gleiches gilt für Arik Armstead und Ronald Darby, die beide als Starter eingeplant sind.

Und dann ist da die Receiver-Frage. Letztlich hängt viel davon ab, ob Erstrunden-Pick Brian Thomas früh eine tragende Rolle einnehmen kann. Denn ansonsten sprechen wir über eine Unit, die Ridley mit Gabe Davis ersetzt. Immerhin: Ein Upgrade erhoffe ich mir vom neuen Defensive Coordinator Ryan Nielsen, der zuletzt in Atlanta gute Arbeit geleistet hat.

15. Atlanta Falcons

Für diese Übung hier würde ich die ganzen Ungewissheiten rund um die Quarterback-Dynamik - wann ist Cousins fit? Wann gibt es Rufe nach Penix? Sind Cousins und das Front Office zerstritten? - mal hinten anstellen. Ganz ausklammern kann man den Penix-Pick dennoch nicht, denn was den Falcons ganz kurzfristig infolge dieses Picks fehlt, ist der Elite-Defense-Playmaker, den man potenziell in der Top 10 hätte picken können.

In der Folge ist der Pass-Rush nach wie vor ein Fragezeichen, genau wie der zweite Corner-Spot gegenüber von A.J. Terrell. Kann Raheem Morris aus dieser Unit trotzdem mehr herausholen? Können die Rookies Brandon Dorlus und Ruke Orhorhoro in ihrem ersten Jahr größere Rollen einnehmen?

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Die Offense ist da im Vergleich deutlich weiter; hier ist am ehesten Offensive Coordinator Zac Robinson eine Unbekannte. Die Offensive Line steht, das Backfield ist tief besetzt und nach einer von Verletzungen geprägten Saison erwarte ich auch wieder mehr von Tight End Kyle Pitts. Zusätzlich sind die Wide-Receiver-Optionen hinter Drake London mit Darnell Mooney und Rondale Moore jetzt vielseitiger aufgestellt. Wenn Cousins fit ist, sollte das das beste Team im Süden sein.

14. Cleveland Browns

Kaum ein Team litt letztes Jahr derart unter Verletzungen, wie die Browns. Beide Starting Tackles, Nick Chubb, Deshaun Watson, mehrere Swing-Linemen, Rodney McLeod, Grant Delpit - die Liste war lang. Dennoch erreichte Cleveland die Playoffs, getragen maßgeblich von einer herausragenden Defense.

Auf der Seite des Balls ändert sich nicht allzu viel. Die Linebacker-Unit wurde noch ein wenig verstärkt, ich bin gespannt, ob Rookie Michael Hall als Interior-Pass-Rusher schnell eine Rolle findet. Dennoch muss man davon ausgehen, dass im Vergleich zum herausragenden Vorjahr eine gewisse Regression einsetzt. Defenses auf dem außergewöhnlichen Level, wie es die Browns letztes Jahr hatten, halten dieses Level selten über mehrere Jahre.

Die logische Folgefrage lautet dann: Inwieweit kann die Offense einen möglichen Rückschritt der Defense kompensieren? Hier kommen wir auch zum Knackpunkt dieser Browns-Saison, denn ich sehe es als ein Make-or-Break-Jahr für Deshaun Watson. Vertraglich ist er abgesichert, aber eine weitere enttäuschende Saison, und Cleveland müsste ernsthaft die Suche nach einem Quarterback einleiten.

Dak Prescott

Für Dak Prescott könnte 2024 die letzte Saison in Dallas werden. Getty Images

13. Dallas Cowboys

Die Nicht-wirklich-All-In-Offseason der Cowboys wurde mittlerweile ausreichend diskutiert. Die Cowboys gehen nur insofern in eine All-In-Saison, als dass es für Dak Prescott und Head Coach Mike McCarthy das letzte Vertragsjahr wird. Ausgang, und weitere Zusammenarbeit, offen. Und ganz genau so scheint Teambesitzer Jerry Jones es haben zu wollen.

Für den Moment gibt es nicht wirklich einen Bereich, in dem Dallas im Vergleich zum Vorjahr signifikant besser wurde. In der Offensive Line fehlen Left Tackle Tyrone Smith und Center Tyler Biadasz, beide werden womöglich durch Rookies ersetzt. Michael Gallup und Tony Pollard sind ebenfalls nicht mehr da, Jalen Tolbert und Rückkehrer Zeke Elliott sind die Ersatzmänner.

Außerdem muss der Verlust von Defensive Coordinator Dan Quinn aufgefangen werden. Mike Zimmer versucht sich an dieser Aufgabe. Die Defense sollte immer noch gut sein; bei der Offense bin ich davon längst nicht so überzeugt.

12. New York Jets

Eine der größten Wildcards vor der kommenden Saison, weil die Bandbreite an Möglichkeiten so riesig ist. Wenn Aaron Rodgers von seinem Achillessehnenriss zurückkommt und auch nur halbwegs nochmal sein altes Level erreichen kann, ist das ein Team, das einen tiefen Playoff-Run hinlegen kann.

Die Defense ist nach wie vor herausragend, die Offensive Line wurde deutlich verbessert und mit Mike Williams und Rookie Malachi Corley gibt es deutlich bessere Optionen hinter Nummer-1-Receiver Garrett Wilson, als das letztes Jahr der Fall war. Selbst das Backfield hat durch die beiden Rookies Braelon Allen und Isaiah Davis mehr Tiefe.

Doch für den Best Case gibt es auch einen Worst Case: Bleibt die Offensive Line fit? Zu wie viel Prozent kommt Rodgers, der Anfang Dezember 41 Jahre alt wird, zurück? Gibt es nach zwei Jahren der Dominanz einen Rückschritt der Defense? Ist Nathaniel Hackett der Play-Caller, der eventuelle Probleme kompensieren kann? Realistisch halte ich zwischen Platz 3 in der Division und einem tiefen Playoff-Run alles für denkbar.

11. Los Angeles Rams

Der Rücktritt von Aaron Donald reißt natürlich eine Lücke in die Rams-Front, die erst einmal geschlossen werden muss. Los Angeles versucht, das mit einem Rookie-Doppelschlag: Jared Verse und Braden Fiske kommen beide aus Florida State und sollen die Vorjahres-Entdeckungen Kobie Turnier und Byron Young ergänzen.

Die Secondary indes wirkt zumindest auf dem Papier deutlich stabiler als vor einem Jahr. Darious Williams hatte eine gute Saison in Jacksonville und wurde aus Cap-Gründen entlassen, bei Tre’Davious White muss man abwarten, wann und auf welchem Level er von seinem Ende September erlittenen Achillessehnenriss zurückkommt. Auch der Defensive Corodinator ist neu: Raheem Morris übernimmt als Head Coach die Falcons, Chris Shula, der seit 2017 bei den Rams ist, wurde intern befördert.

Das Prunkstück ist natürlich die Offense. Matt Stafford kommt aus einer spektakulären Saison, und die Rams haben mit Jonah Jackson zusätzlich zu Steve Avila und Kevin Dotson jetzt eine massive Interior Offensive Line, hinter der man sehr gut den Ball laufen kann. Die Rams waren letztes Jahr nah dran, in der Wildcard-Runde die Lions in Detroit zu schlagen. Ich denke, dass sich L.A. erneut in diesen Sphären bewegen wird - mindestens.

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10. Buffalo Bills

Der Umbruch ist da. Stefon Diggs, Mitch Morse, Leonard Floyd, Jordan Poyer, Micah Hyde, Jordan Phillips, Tyrel Dodson, Gabe Davis, Tre’Davious White: Buffalo trennte sich bewusst von zahlreichen Startern. Jeder einzelne Move ergibt für sich betrachtet Sinn, und die Bills stehen, was den Cap angeht, perspektivisch jetzt deutlich besser da. Aber ein solcher Umbruch sorgt unweigerlich kurzfristig für einige Baustellen.

Doch selbst mit diesen Fragezeichen fällt es mir schwer, die Bills tiefer zu platzieren. Dafür ist Josh Allen ein zu starkes Argument, dafür ist die Defensive Front zu stark, und Matt Milano, Rasul Douglas, Greg Rousseau und Ed Oliver geben den Bills auch auf der Seite des Balls immer noch eine stabile Achse.

Dennoch ist es fair, zu hinterfragen, wie gut die Offense selbst mit Allen sein kann. Offensive Coordinator Joe Brady wurde letztes Jahr zwischenzeitlich ein bisschen zu sehr gelobt, und die Bills haben zwar viele Receiving-Optionen in der Mitte des Feldes, der Nummer-1-Receiver fehlt jetzt allerdings.

9. Miami Dolphins

Die Playmaker-Ansammlung in Miami ist spektakulär. Mit Jaylen Wright kam ein weiterer Speed-Back, Odell Beckham ist der neue Nummer-3-Receiver, Malik Washington gibt den Dolphins einen ganz anderen, physischen Yards-after-Catch-Receiver.

Ich bin gespannt, wie Mike McDaniel all diese PS auf die Straße bringt. Vor allem aber bin ich gespannt, ob Miami diesen Speed und dieses Big-Play-Potenzial überhaupt aufs Feld bringen kann, wenn die Offensive Line so wacklig daherkommt, wie es aktuell auf dem Papier den Anschein hat. Gelingt es den Dolphins, die Line-Schwachstellen mit den Playmakern zu kompensieren, könnte es wieder einen furiosen Saisonstart in South Beach geben.

Defensiv bringt der neue Coordinator Anthony Weaver einen anderen, mutmaßlich aggressiveren Stil mit. Kendall Fuller sollte ein Upgrade gegenüber Xavien Howard darstellen, Jordan Poyer könnte sehr gut gemeinsam mit Jevon Holland funktionieren. Es gibt zwei offensichtliche Themen hier: Wie fängt Miami den Verlust von Christian Wilkins auf? Und wann sind die Edge-Rusher Jaelan Phillips (Achillessehnenriss im November) und Bradley Chubb (Kreuzbandriss Ende Dezember) wieder fit? Mit Erstrunden-Pick Chop Robinson und Shaq Barrett hat man hier zumindest vorgesorgt.

Jordan Love

Quarterback Jordan Love hatte letztes Jahr seinen Breakout. Getty Images

8. Green Bay Packers

Ich bleibe optimistisch bei den "neuen" Packers, mit ihrer ultra-jungen Offense und Quarterback Jordan Love, der in meinen Augen letztes Jahr den Sprung in die Quarterback-Top-10 gemacht hat. Und das auch deshalb, weil es dieses Jahr endlich auch bei der Defense echten Grund für Zuversicht gibt.

Unter dem neuen Defensive Coordinator Jeff Hafley sollte Green Bay endlich defensiv ein anderes Gesicht präsentieren: Mehr Aggressivität, mehr das Geschehen diktieren, statt (zu) passiv zu reagieren.

Green Bay hat die Spieler dafür, ich halte einiges vom neuen Safety-Duo bestehend aus Xavier McKinney und Javon Bullard. Die Defensive Line voller First Rounder kann, wenn Spieler wie Devonte Wyatt und Lukas Van Ness den nächsten Schritt machen, dominant werden.

Offensiv gibt es für mich zwei zentrale Fragen: Kann Erstrunden-Rookie Jordan Morgan direkt auf Left Tackle starten? Das könnte ein massives Upgrade für die Offensive Line bedeuten. Und: Wer macht im jungen Waffenarsenal den nächsten Schritt? Watson, Doubs, Reed, Wicks, Musgrave, Tucker - keiner dieser Spieler wurde vor 2022 gedraftet. Hier steckt viel Potenzial drin; aber auch eine oder vielleicht gar zwei High-End-Receiving-Optionen? Für den nächsten Schritt der Offense wäre das vermutlich essenziell.

7. Detroit Lions

Die Cornerbacks waren letztes Jahr ein konstantes Problem für die Lions. Das sollte jetzt abgehakt sein: Nachdem die Lions Carlton Davis für einen Drittrunden-Pick aus Tampa Bay geholt hatten, investierten sie noch ihre ersten beiden Picks im Draft in Terrion Arnold und Ennis Rakestraw, zwei weitere Cornerbacks.

Arnold ist der in meinen Augen klar beste Corner der Gruppe und ich gehe davon aus, dass er zeitnah Detroits Nummer-1-Corner sein wird. Aber allein, dass sie jetzt Alternativen und Optionen haben, macht die Lions-Defense deutlich kompletter und gibt Detroit die Freiheit, mehr Man Coverage zu spielen. Auch die Interior Defensive Line sollte den Lions mehr Flexibilität gewähren, mit D.J. Reader neben Alim McNeill ist man jetzt hier viel robuster gegen den Run aufgestellt

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Für mich gibt es drei zentrale Fragen bei Detroit: Ist der Pass-Rush gut genug, nachdem man Marcus Davenport als neue Nummer 2 verpflichtet hat? Ist die Outside-Receiver-Gruppe gut genug? Auf dem Papier ist Detroit in dem Bereich nach dem Abgang von Josh Reynolds schlechter als letztes Jahr. Hier ruhen große Hoffnungen auf dem Breakout von Jameson Williams. Und schließlich: Kann Jared Goff an seine starke Vorsaison anknüpfen? So oder so: Die Playoffs sollten das Mindestziel für Detroit sein.

6. Philadelphia Eagles

Am Ende sind die Eagles doch wieder oben mit dabei in der NFC. Die Defensive-Back-Problemzone wurde aggressiv adressiert, unabhängig davon, ob Cooper DeJean Safety oder Corner spielt. Quinyon Mitchell ist ein Day-1-Starter und Rückkehrer C.J. Gardner-Johnson gibt den Eagles deutlich mehr Flexibilität. Das sollte ein Quantensprung verglichen mit letztem Jahr sein.

Ich bin sehr gespannt darauf, wie der Pass-Rush funktioniert: Ist Bryce Huff in der Lage, 700, 800 Snaps zu spielen? Kann Nolan Smith in seiner zweiten Saison eine tragende Rolle einnehmen? Von Jordan Davis muss in seiner dritten Saison mehr kommen, um Jalen Carter zu entlasten. Hier fehlt mit Fletcher Cox eine langjährige Säule, die jungen Spieler rücken mehr in den Vordergrund. Das größte Upgrade ist aber ohnehin an der Sideline: Vic Fangio übernimmt nach einer wilden Vorsaison, in der irgendwann Matt Patricia das Ruder übernahm, die Defense.

Auch offensiv sehe ich insbesondere im Coaching eine klare Verbesserung: Der Hype um Kellen Moore war vor zwei Jahren zu groß für meinen Geschmack, aber er sollte Jalen Hurts deutlich mehr Antworten präsentieren können, als Hurts letztes Jahr vom Scheme erhielt. Die große offensichtliche Frage hier ist die danach, wie gut die Eagles den Abgang von Jason Kelce auffangen können. Was das Waffenarsenal angeht, sehe ich Philadelphia auf Receiver und auf Running Back nochmal besser besetzt als 2023. Essenziell ist außerdem die Gesundheit von Hurts, denn wenn er als Runner nicht funktioniert, fehlt der Offense ein kritisches Element.

5. Houston Texans

Die Art und Weise, wie die Texans dieses All-In-Fenster angegangen sind, gefällt mir. Natürlich ist ein gewisses Maß an Risiko - etwa im Trade für Stefon Diggs - mit dabei, aber Risiko ist immer mit dabei. Die Texans haben gemerkt, dass sie zeitnah einen tiefen Playoff-Run hinlegen können, und investieren dementsprechend.

Mit Diggs, Nico Collins und Tank Dell sollte Houston eines der besten Receiver-Trios in der NFL haben. Die Offensive Line ist solide, hier bleibt abzuwarten, ob Rookie Blake Fisher direkt auf Right Tackle starten kann. C.J. Stroud kommt nach seiner herausragenden Rookie-Saison in sein zweites Jahr, und das Backfield hat man mit Joe Mixon verstärkt.

Die Defense war schon letztes Jahr im soliden Liga-Mittelfeld, und die einzelnen Upgrades sollten Houston hier noch besser machen. Danielle Hunter ist zumindest kurzfristig ein Upgrade gegenüber Jonathan Greenard, und eine starke Ergänzung zu Will Anderson. Spieler wie Denico Autry und Azeez Al-Shaair passen in diese Defense. Zweitrunden-Pick Kamari Lassiter könnte im Slot starten, und ich bin gespannt, was DeMeco Ryans mit Calen Bullock vorhat. Bullock war für mich der beste Playmaking-Deep-Safety im Draft.

C.J. Stroud

C.J. Stroud und die Houston Texans peilen dieses Jahr einen tiefen Playoff-Run an. Getty Images

4. Baltimore Ravens

Der Aderlass in Baltimore war substanziell. Jadeveon Clowney hatte eine Renaissance-Saison als Pass-Rusher, er ist jetzt in Carolina. Mit Morgan Moses, John Simpson und Kevin Zeitler verlor man drei Starting-Linemen, dazu Odell Beckham, Patrick Queen und Geno Stone. Und vielleicht der schwerwiegendste Abgang: Defensive Coordinator Mike Macdonald.

Die Offense wird noch konstanter spielen müssen, und so sehr ich sowohl die schematische Veränderung, als auch das, was Lamar Jackson in der Offense als Passer endlich zeigen konnte, mochte: Konstanz war nicht die Stärke dieser Unit. Sind die Receiver dieses Jahr verlässlicher? Können Spieler wie Ben Cleveland oder Rookie Roger Rosengarten direkt in der Line starten? Und welchen Impact hat Derrick Henry noch auf die Offense?

Baltimore ist auf dem Papier nicht ganz so stark besetzt wie in der vergangenen Saison. Der amtierende MVP auf Quarterback wird einiges davon kompensieren können. Aber davon, dass die Offense auch in puncto Konstanz den nächsten Schritt machen und so auch in den Playoffs sicherer auftreten kann, bin ich angesichts der vielen Abgänge nur bedingt überzeugt. Gleichzeitig wird das umso dringender notwendig sein, sollte die Defense einen Schritt zurück machen.

3. Cincinnati Bengals

Aktuell sehe ich eine Lücke zwischen den beiden Teams an der Spitze und dem Rest der Top 10. Cincinnati ist hier keine "Verlegenheitslösung", aber die Reihenfolge zwischen insbesondere Baltimore und Cincinnati kam für mich mehr oder weniger per Ausschlussverfahren.

Die Bengals hatten nicht den enormen Aderlass, den die Ravens hatten, und die vergangene Saison war für Cincinnati mehr oder weniger ab dem Moment verkorkst, als sich Joe Burrow in der Saisonvorbereitung an der Wade verletzte. Das heilte nie komplett aus, versenkte den Saisonstart, und eine weitere Verletzung etwas später beendete Burrows Saison, genau wie alle Playoff-Ambitionen der Bengals.

Mit Burrow wieder bei 100 Prozent, einem auch ohne Tyler Boyd nach wie vor brandgefährlichen Waffenarsenal und einer Offensive Line, die "gut genug" sein sollte, erwarte ich viel von der Bengals-Offense. Die Defense muss allerdings nach einem deutlichen Rückschritt letztes Jahr erst zeigen, dass sie wieder die Kurve kriegen kann. Hier setze ich auf das neue Safety-Duo um Geno Stone und Rückkehrer Vonn Bell, im Zusammenspiel mit Jordan Battle, sowie darauf, dass in der Front einige der jungen Spieler wie Myles Murphy den nächsten Schritt machen können.

2. San Francisco 49ers

Wenn man ein Ranking rein dahingehend erstellen würde, welches Teams den komplettesten Kader hat, wäre es schwierig, ein Team über San Francisco zu ranken. In der Defensive Front ersetzt Leonard Floyd Chase Young, Linebacker De’Vondre Campbell dürfte für Dre Greenlaw einspringen, bis der wieder fit ist. Und in der Secondary kommt Talanoa Hufanga zurück, während Rookie Renardo Green den Niners potenziell einen Nummer-2-Outside-Corner gibt.

Selbst die O-Line-Baustelle wurde adressiert, der athletische Dominick Puni könnte direkt auf Guard starten. Und ich mag den Spot für Ricky Pearsall, der perspektivisch im Slot starten könnte, aber auch zumindest einen ganz anderen Slot-Receiver-Stil mitbringt, verglichen mit Deebo Samuel.

Dazu kamen kleinere potenzielle Upgrades über den Draft: Isaac Guerendo bringt spektakulären Speed hinter McCaffrey mit, Jacob Cowing eine weitere Receiver-Alternative. Meine größte Frage bei den Niners ist weniger sportlicher, und eher mentaler Natur: Kann San Francisco, nachdem man wieder einmal so spät gescheitert ist, die richtige mentale Herangehensweise für die kommende Saison finden?

1. Kansas City Chiefs

Haben die Chiefs den komplettesten Kader? Nein, aber den hatten sie letztes Jahr auch nicht. Und im Jahr davor auch nicht. Zumindest aber die Receiver-Diskussionen aus dem Vorjahr können wir hoffentlich zu den Akten legen: Mit Xavier Worthy und Marquise Brown hat Kansas City plötzlich wieder den Speed und die Dynamik, die letztes Jahr so merklich gefehlt haben.

Es bleibt abzuwarten, wie lange Rashee Rice gesperrt wird; ich kann mir gut vorstellen, dass Andy Reid plant, mit Brown und Worthy ein paar Dinge aus der Dolphins-Offense zu kopieren. Der größte Sorgenpunkt in der Offense bleibt der Left-Tackle-Spot. Hier würde es mich nicht wundern, wenn Kansas City im Sommer noch einen Veteran als Absicherung reinholen würde. Vorjahres-Drittrunden-Pick Wanya Morris und Zweitrunden-Rookie Kingsley Suamataia wären aktuell die Optionen.

Die Defense, die letztes Jahr einen maßgeblichen Anteil am Titelgewinn hatte, ist weitestgehend unverändert, muss aber einen kritischen Verlust auffangen: L’Jarius Sneed ist nicht mehr da, seine Physis und seine Man-Coverage-Qualitäten aufzufangen, wird eine Herkulesaufgabe. Aber ansonsten bleibt die Defense intakt, und von Spielern wie George Karlaftis oder Felix Anudike-Uzomah kann man einen Schritt nach vorne erwarten.

Adrian Franke