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Karl-Heinz Schnellinger im Interview über Magdeburg-Milan

Deutschlands legendärer Legionär im Interview

Schnellinger 2014 über Milan: "Wir waren über den Zenit"

In den Weg gestellt - vergeblich: Karl-Heinz Schnellinger (3. v. li.) 1974 gegen Magdeburg.

In den Weg gestellt - vergeblich: Karl-Heinz Schnellinger (3. v. li.) 1974 gegen Magdeburg. imago images/Kicker/Eissner, Liedel

War das 0:2 mit der AC Mailand gegen Magdeburg im Europacup-Finale 1974 von Rotterdam eine Ihrer größten Niederlagen, Herr Schnellinger?

Ich neige dazu, mich im Alter mehr an meine Siege als an die Niederlagen zu erinnern (lacht). Wir wollten dieses Endspiel natürlich gewinnen. Dass ich im Sommer 1974 zum Bundesliga-Aufsteiger Tennis Borussia Berlin wechseln würde, stand da schon fest. Für mich wäre ein Europacup-Sieg nach elf Jahren in Italien, neun davon bei Milan, der perfekte Abschluss gewesen.

Die Magdeburger sind noch heute davon überzeugt, dass Milan sie unterschätzt hat. Waren Sie sich einfach zu sicher?

Ich sehe das ein bisschen anders. Wir hatten im Jahr zuvor, 1973, den Europacup der Pokalsieger gewonnen. 1973/74 waren wir im Umbruch und hatten auch in der Serie A eine schwierige Saison. Ich war 35 Jahre alt, andere wie Rivera oder Anquiletti waren auch schon um die 30. Unsere Mannschaft war einfach über ihren Zenit hinaus.

"Der Sieg war total verdient"

Dennoch galt Milan als klarer Favorit.

Magdeburg hat uns kaum zur Entfaltung kommen lassen. Unser Regisseur Gianni Rivera hatte einen Sonderbewacher (Helmut Gaube, d. Red.), der ihm 90 Minuten auf den Füßen stand. Das hat ihm überhaupt nicht behagt. Damit war unser Spiritus rector abgemeldet. Und dass unser pfeilschneller Linksaußen Chiarugi im Finale gesperrt fehlte, hat uns auch wehgetan.

War Magdeburgs Sieg verdient?

Er war total verdient. Wir fanden keine Lösungen, während die Magdeburger ihr Spiel durchzogen.

Milans Trainer war seinerzeit Giovanni Trapattoni. War da schon klar, dass er ein Großer seiner Zunft werden würde?

Milan war damals seine erste Station, das Finale sein erstes großes Spiel. Mit den Jahren wuchs er dann als Trainer. Er ist so alt wie ich, 75. Dass er für den Trainerjob immer noch brennt, zeigt, wie unglaublich vital Trap ist.

Dieses Interview erschien ursprünglich in der kicker-Ausgabe vom 5. Mai 2014.

Interview: Steffen Rohr