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Der Kirchheimer SC muss nach einem Jahr wieder runter

Kontinuität trotz Abstieg bei KSC

"Die Liga hat uns oft ihre Qualität gezeigt": Kirchheim muss wieder runter

Auch Ex-Profi Korbinian Vollmann (rechts) konnte den Abstiegs des Kirchheimer SC nicht verhindern.

Auch Ex-Profi Korbinian Vollmann (rechts) konnte den Abstiegs des Kirchheimer SC nicht verhindern. IMAGO/Lackovic

Bayernliga Süd

Final besiegelt wurde der Abstieg durch ein 0:3 beim FC Sonthofen - eine Partie, die für Spielertrainer Steven Toy so etwas wie ein Spiegelbild der gesamten Saison war. "Mit der ersten Halbzeit war ich zufrieden, wir haben das Spiel über gut 30 Minuten selbst gestaltet und haben den Ball gut laufen lassen. Kurz vor der Halbzeit gibt es dann einen Handelfmeter gegen uns - dennoch wollten wir in der zweiten Hälfte genauso weitermachen", sieht Toy einerseits gute Ansätze, letztendlich aber doch zu viele individuelle Fehler in den eigenen Reihen.

Am Samstag traf dieses Los Philipp Maiberger, der nach gut fünfzig Minuten mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde. "Die Ampelkarte war unnötig", urteilt der spielende Trainer über den Platzverweis, "danach war das Spiel gelaufen. Wir haben natürlich alles nach vorne geworfen, weil wir einen Sieg gebraucht hätten. Am Ende hat aber eher Sonthofen noch einige Chancen liegen lassen."

Seit mehr als 450 Minuten torlos

So beendete der KSC die Partie trotz guter Chancen insbesondere in der Anfangsviertelstunde ohne eigenen Treffer - ein Manko, das sich durch die letzten Wochen zieht. "Mich ärgert am meisten, dass wir aktuell keine Tore schießen. Im restlichen Saisonverlauf haben wir zumindest viel Torgefahr ausgestrahlt, aber derzeit wird es Minute für Minute schwieriger, wenn der Knoten nicht gleich zu Beginn platzt", analysiert der 35-Jährige die nun schon fünf Spiele andauernde Torlosigkeit seiner Truppe.

Den letzten Treffer erzielte das Team aus dem Münchner Osten damit Ende März, als am Gründonnerstag der TSV 1860 München II mit 6:0 vom Feld gefegt wurde. "Das war ein überragendes Spiel von unserer Seite. Realistisch gesehen war es aber gegen eine U 23, die auf dem kleinen Kunstrasen an diesem Tag körperlich nicht auf unserem Level war", blickt Toy zurück auf den Dreier, der seine Mannschaft zum damaligen Zeitpunkt auf einen Punkt an den ersten Relegationsplatz heranrücken ließ.

Noch am Osterwochenende zog der VfR Garching durch einen eigenen Sieg aber wieder auf vier Zähler davon - ein Rückstand, den die Kirchheimer nicht mehr wettmachen konnten. Mitunter, weil in den letzten Spielen ein weiterer Umstand erschwerend hinzukam, denn die vergangenen vier Begegnungen beendete die "bis dato fairste Mannschaft der Liga" stets in Unterzahl. Insbesondere beim 0:1 beim Tabellenzweiten aus Erlbach war der Platzverweis nach 60 torlosen Minuten wohl mitentscheidend für die Niederlage. "Die rote Karte für Marco Flohrs war eine Fehlentscheidung", sieht Toy sein Team in dieser Situation benachteiligt, gibt zugleich aber zu, "die weiteren Platzverweise waren vermeidbar, weil wir in den Situationen ein schlechtes Timing hatten. In der Bayernliga entscheiden aber solche Kleinigkeiten. Und da hat uns die Liga oft ihre Qualität gezeigt."

Kontinuität trotz Abstieg

Weil jene Qualität bei den Kirchheimern fehlte oder zumindest nicht konstant abgerufen werden konnte, geht es nun wieder zurück in die Landesliga. Ein Umbruch innerhalb der Mannschaft erwarten Verein und Trainer dennoch nicht: "Unsere Planungen laufen ligaunabhängig seit Wochen. Wir fahren unser Konzept weiter und holen nur zwei bis drei punktuelle Verstärkungen. Das haben wir vor dieser Saison ebenfalls getan - und am Ende ist das vielleicht auch einer der Gründe, warum wir uns in der Bayernliga schwer getan haben." Der Abstieg ist für den Münchner Verein demnach kein Beinbruch, schmerzt aber dennoch.

Somit hat auch das vermeintliche Endspiel gegen den Vorletzten vom VfR Garching am kommenden Wochenende nur noch statistischen Wert. "Wir hatten schon darauf geschielt, weil Garching ebenfalls nicht gut gepunktet hat. Aber wir waren eigentlich die ganze Saison über hinten drin - und haben unser Zeugnis nun verfrüht erhalten. Nichtsdestotrotz ist der Abstieg bitter. Wir müssen in den kommenden Wochen definitiv reflektieren, was wir in der neuen Saison besser machen können", bilanziert Toy, beschwört im Moment des Misserfolgs aber zugleich den Teamgeist, "wir sind gemeinsam aufgestiegen, jetzt steigen wir gemeinsam ab."

Jener abschließende Satz klingt nach einer stabilen Gemeinschaft innerhalb der Truppe - und somit nach einem guten Fundament für eine erfolgreiche Landesligasaison 2024/25.

Simon Ruß

Deutschlands Großstädte ohne Profifußball